Kolumbien Ladrilleros: Wenige Backpacker zieht es an Kolumbiens regenreiche Pazifikküste in Ladrilleros, doch es lohnt sich auf jeden Fall! Und hier noch Tipps zum Kolumbien Backpacking
Kolumbien Ladrilleros: Das Gute an Orten, von denen man noch nie etwas gehört hat, ist das man auch keine Erwartungen an sie haben kann. Keine völlig überhöhten Vorstellungen von dem einen, ultimativen Strand, den man unbedingt gesehen haben muss. Oder das sich das Leben nach dem Anblick eines Gemäldes verändern wird.
Bei vielen solcher Erwartungshaltungen wurde ich bisher enttäuscht. Fragte mich, ob man wirklich so ein Aufheben um ein lächerlich kleines Bild einer lächelnden Frau machen muss.
Oder warum ein völlig überlaufender Strand auf Maui Surfern aus aller Welt das Herz höher schlagen lässt. Wäre es nicht viel besser, wenn man sich weniger mit seinem Reiseziel beschäftigt, nicht alles durchplant, etwas unbedingt sehen muss, weil es schon alle anderen vor einem gehypt haben?
Stattdessen lässt man sich einfach treiben und genießt die dadurch entstandene Freiheit. Die Überraschungen und Orte weit entfernt der ausgetretenen Backpacker-Pfade. In Kolumbien ging es mir nicht anders. Während meiner Reisen durch Mittel- und Südamerika schwärmten so viele von der atemberaubenden Karibikküste Kolumbiens, erzählten Geschichten von unglaublich schönen Stränden, toller Natur und azurblauem Wasser, dass ich mir einen Ort vorstellte, an dem Gold an den Bäumen wächst.
Klar, wollte ich mir das gelobte Land ansehen, aber dieses Mal rief eine gänzlich unbekannte Ecke des Landes nach mir: Die Pazifikküste Kolumbiens.
Kolumbien Ladrilleros
Ein echter Geheimtipp und so menschenleer, dass ich mich an manchen Tagen wie in einem Endzeitfilm nach der Apokalypse gefühlt habe. Verlassene Häuser, verriegelte und mit Brettern verbarrikadierte ehemalige Herbergen und geschlossene Einkaufsmärkte. Wo waren nur all die Menschen? Und noch wichtiger: Wovon lebten die Handvoll Einwohner? Die Antwort dazu war weit weniger dramatisch als erwartet.
Straßenposten und abenteuerliche Hindernisse bei der Anfahrt
Allein die Anfahrt war abenteuerlich und dauerte viel länger als die eigentliche Kilometerzahl vermuten ließ. Denn im dichten Dschungel an der Pazifikküste gibt es keine Straßen.
Von Bogotá nahmen wir einen Nachtbus nach Cali. Dort stiegen wir in einen Kleinbus um und fuhren noch einmal rund vier Stunden nach Buenaventura, einer grauen und tristen Stadt am Pazifik, die nicht mehr zu bieten hat als wilde Schlägereien, dunkle Gassen und Wellblechhütten.
Die vier Stunden Fahrtweg dorthin wurden immer wieder unterbrochen von Straßensperren und Kontrollen der Militärpolizei, da wir uns im ehemaligen Guerilla-Gebiet befanden. Die FARC trieb in der Region am Pazifik jahrzehntelang ihr Unwesen und dabei gehörten Entführungen, Erpressungen der lokalen Drogenkartelle und Drogenschmuggel auf den Tagesplan. Erst langsam übernimmt die Polizei die Kontrolle in der Region und checkt alle Neuankömmlinge in der Region.
Dummerweise kamen wir auf die glorreiche Idee, unsere Pässe in Bogotá zu lassen und nur eine Kopie der Ausweise einzustecken, damit sie uns nicht geklaut werden können. Das hatte zur Folge, dass wir an jeder Straßensperre in eine Diskussion verwickelt wurden, warum wir einreisen und warum wir unsere Pässe nicht dabei haben. Die Polizei war leicht angenervt und schaute uns mit einer Stirnrunzeln an.
Ich ahnte, was er wohle dachte: Schon wieder irgendwelche trotteligen Ausländer, die sich die Birne voll kiffen und das Gehirn am Flughafen abgeben haben. Wir versuchten, so gut es mit unseren Spanischkentnissen ging, uns aus dem Schlamassel herauszureden und schoben es auf unsere Blauäugigkeit.
Fahren Boote auch ohne Benzin?
Buenaventura ist Kolumbiens wichtigster Hafen an der Pazifikküste und dort wird neben Kaffee auch Zucker, Holz und Gold exportiert. Weil wir die absurdesten Schreckensgeschichten über die Stadt gehört hatten, versuchten wir, so schnell es ging, unser Boot nach Juanchaco zu kriegen. Einen Landweg dorthin gab es nicht.
Auf der rund zweistündigen Überfahrt fiel plötzlich der Motor aus, und unserem Kapitän fiel auf, dass der Benzinvorrat aufgebraucht war. „Alles kein Problem, entspannt euch,“ hieß das Motto und schon hing er am Handy und telefonierte Boote in der Nähe ab, die uns einen Benzinkanister herüber reichen könnten. Die südamerikanische Gelassenheit faszinierte mich einmal mehr.
Kolumbien Ladrilleros entspannte Bewohner
Von Juanchaco waren es noch einmal rund fünf Kilometer in einem klapprigen Taxi nach Ladrilleros auf der einzigen befestigten Straße der Gegend. Vorbei an einem abgelegenen Militärflughafen, dessen Rekruten jeden Tag schwer bewaffnet ihre Runden drehten, um Präsenz zu zeigen.
Klapprige alte Traktoren, Jeeps und Motorräder-Taxis schleppten von frischen Fisch bis hin zu Schulkindern alles nach Ladrilleros und wieder zurück.
Ladrilleros selber ist ein verschlafenes Fischerdörfchen mit bunt angemalten Bretterbuden und Hütten.
Die gut hundert Einwohner des Dorfes schienen alle Zeit der Welt zu haben, saßen mit einem Bier vor ihren Hütten und beobachteten ihre spielenden Kinder, im Straßenstaub scharrende Hühner oder dösten.
„Wozu sich auch stressen?“ wurde ich oft gefragt. „Wir haben alles, was wir brauchen.“ Glück an materiellem Besitz zu messen in einem Land, das von Guerilla-Krieg, Naturkatastrophen und korrupten Polizisten regelmäßig heimgesucht wird, wäre absurd, so die allgemeine Meinung im Ort.
Es gibt keine Felder zu bestellen und die Einwohner verdienen das notwendigste durch den spärlichen Tourismus und Fischfang. Hat man genug für die Woche eingenommen, wird das Boot durchaus schon mal für den Rest der Woche am Ufer gelassen und entspannt.
Tiefen-Entspannung Lektion eins
Diese stoische Ruhe hat natürlich auch seinen Preis und die permanente Unorganisiertheit ging mir schon nach einigen Tagen gehörig auf die Nerven gehen. Das einzige Internetcafé im Ort, die einzige Verbindung zur Außenwelt, der Ort, an dem man telefonieren oder Emails schreiben kann, folgte keinen ersichtlichen Öffnungszeiten. Zehn Uhr morgens stiefelte ich bei sintflutartigen Regenfällen – Ladrilleros ist wohl einer der regenreichsten Orte der Welt – durch das Dorf, nur um eine verschlossene Tür vorzufinden.
Am Nachmittag war das Café immerhin geöffnet, doch jetzt hätte die Dame keine Zeit und müsste es gleich wieder schließen. Ich sollte doch in zwei Stunden wiederkommen. Da ich an das südamerikanische Zeitempfinden gewöhnt war, kam ich drei Stunden später vorbei, doch das Café war immer noch verschlossen. Ich versuchte, mich zu entspannen und es den Einwohnern Südamerikas gleichzutun, doch wieder einmal merkte ich, wie verdammt deutsch ich doch bin. Tiefen-Entspannung hin oder her.
Ladrilleros ist sicherlich kein glamouröser Ort und Backpacker, die Partys und Bespaßung suchen, sind an der Pazifikküste am falschen Ort.
Aber Reisenden, die einmal eine andere Seite der kolumbianischen Kultur kennenlernen möchten, bietet Kolumbiens Pazifikküste einen erfrischenden Kontrast zu den bevölkerten Touristenpfaden. Inklusive Einheimischer, denen es am Allerwertesten vorbei geht, ob man nun unbedingt, in ihrem Restaurant isst oder nicht. Schließlich ist ja morgen auch noch ein Tag zum zum Geld verdienen.
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