Sansibar ist für seine Gewürze ebenso bekannt wie für seine idyllischen Strände, türkisfarbenen Indischen Ozean und weiß besegelten Dhows. Aber einige der magischsten Erlebnisse warten Unterwasser darauf, entdeckt zu werden. Nach meinem ersten Tauchgang war ich jedoch ziemlich enttäuscht und mein spanischer Divemaster Lalo erzählte mir, dass auf Sansibar tauchen zu gehen mittlerweile eher einer Friedhofsatmosphäre gleichen würde. Im Artikel schildere ich meine persönlichen Eindrücke beim Tauchen um Sansibar und warum ich nicht sonderlich beeindruckt von der Insel und einigen der dreißig Tauchplätze war.
Ich schlenderte am weißen Strand von Nungwi entlang und wunderte mich, warum derart viele Seesterne an den Strand gespült worden waren bzw. im knöcheltiefen Wasser lagen. Dann erblickte ich einige Touristen, die sich die Seesterne auf ihre Körper setzten als handele es sich um Schmuckketten, die es bei Kik zum Ramschen gab.
Vielleicht wussten sie es nicht besser, aber Seesterne können bei zu viel Stress, denen sie beim Verlassen ihrer vertrauten Umgebung ausgesetzt sind, sterben. Ich sprach die Touristinnen an, doch sie knallten mir auf Russisch irgendwelche Dinge an den Kopf, die ich nicht verstand. Entmutigt setzte ich mich an den Strand und beobachtete das Treiben. Nach einer Weile schmissen die Frauen die Tiere wieder ins Wasser und verschwanden.
Nur um sich Minuten später mit ihren Männern vor mir aufzubauen. Sie redeten auf Russisch auf mich ein und trotzdem es helllichter Tag war, bekam ich es mit der Angst zu tun. Niemand schien sich in seiner Ferienidylle um irgendetwas zu kümmern. Die anderen Feriengäste am Strand schauten sich zwar das Spektakel, wie eine Frau gegen drei russische Männer ankämpfte, aber schienen sich in Sicherheit zu wähnen, dass schon nichts Schlimmeres passieren wird. Irgendwann zogen sie auch tatsächlich ab, da ich kein Wort verstand und sie kein Englisch sprachen.
Aber der Eindruck blieb: Sansibar ist ein Ferienparadies für Pauschaltouristen, denen es auf Deutsch gesagt am Hintern vorbei geht, was mit der Umwelt passiert. Hauptsache der Alkohol fließt, es wird laut getanzt und man kann schöne Selfies machen. Die Partyatmosphäre in Nungwi war offensichtlich. In diesem Artikel über Sansibar gehe ich zu dem Thema näher ein.
Allerdings gilt der Ort auch als Ausgangspunkt für Tauchausflüge zu den besten Spots der Insel, weshalb ich dort ein paar Tage verbrachte. Viele Freunde hatten im Vorfeld geschwärmt, was für ein wunderschönes Inselparadies mit unglaublichen Tauchspots Sansibar vor nicht einmal zwanzig Jahren gewesen sein soll.
Mittlerweile hatte der Massentourismus auf der Insel Einzug gehalten und sich dementsprechend angepasst. Große Frachter vor der Küste fischen die Gewässer leer und einheimische Fischer bieten in den immer mehr werdenden Restaurants mit ihren hungrigen Touristen fangfrischen Fisch an. Mein Diveleader Lalo aus Barcelona, der eigentlich Marinebiologe ist, erzählte mir mit sorgenvoller Miene, dass immer mehr Meeresbewohner vom Aussterben bedroht sind und dass gerade auf Sansibar viele Tauchspots komplett leer gefischt seien.
Als Divemaster weiß ich, dass Tauchgänge kein Besuch im Aquarium sind, und dass man nie erwarten kann, etwas Unterwasser zu sehen, doch auf meinen zehn Tauchgängen in Sansibar bekam ich fast gar keine Fische vor die Linse. Trotzdem wage ich mich einmal an eine Liste der bekanntesten Tauchspots der Inselgruppe.
1. Sansibar tauchen: Drei verschiedene Inseln
Sansibar besteht als Archipel aus den drei bewohnten Inseln Unguja, Pemba und Mafia Island sowie vielen kleineren Inseln. Wenn ich von Sansibar rede, meine ich Unguja, die größte und am dichtesten besiedelte Insel mit der Hauptstadt Sansibar City, die auf der ganzen Welt als Sansibar bekannt ist. Der alte Teil von Sansibar-Stadt ist besser bekannt als Stone Town.
✓ Durchschnittliche Wassertemperatur: Ganzjährig zwischen 25 und 29 Grad
✓ Sicht: In der Regel zwischen zwanzig und sechzig Meter.
1.1. Leven Bank im Norden von Sansibar
Leven Bank liegt weit nördlich von Sansibar inmitten des offenen Ozeans und ist nur für fortgeschrittene Taucher geeignet. Die Strömungen hier können teilweise heftig sein, ebenso gibt es Drops bis zu 55 Meter. Leven Bank ist die Heimat von Barrakudas, Thunfischen und Makrelen.
✓ Geeignet für: Fortgeschrittene
1.2. Nankivell und Hunga Reef
In unmittelbarer Nähe nebeneinander gelegen und mit einer maximalen Tiefe von sechszehn Metern bieten diese beiden Tauchplätze einen atemberaubenden Rifftauchgang für Anfänger. Riesige Bommies mit farbenfrohen Korallenformationen schaffen eine magische Unterwasserlandschaft.
Hunga Reef war mein absoluter Favourit in ganz Sansibar. Es war der einzige Tauchgang, auf dem wir endlich einmal Meeresbewohner zu sehen bekamen: Seepferdchen, Schrimps, Frogfish, Scorpio Fish und vieles mehr.
✓ Geeignet für: Anfänger
2. Tauchen auf Mnemba Island vor Sansibar
Mnemba Insel ist ein privates Inselresort rund 4,5 Kilometer nordöstlich von Unguja. Die Insel selber kann nur betreten werden, wenn man die mehrere Tausend Euro pro Nacht für eine Unterkunft hinblättert. Glücklicherweise kann einem jedoch niemand verbieten, die Korallenriffe im Meer vor der Insel zu besuchen.
Die Touren zur Mnemba Insel sind der Klassiker beim Sansibar Tauchen. Die umliegenden Riffe wurden wegen ihrer über 600 Fischarten, regelmäßig gesichteter Walhaie und verschiedener Delphinarten zu einem Meeresschutzgebiet erklärt. Dafür ist auch eine Gebühr von 30 US-Dollar fällig. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Regierung auch das Fischen dort verbieten würde. Es wird munter geangelt, und während meiner Tauchgänge sah ich mehr Taucher und Schnorchler als Fische. Nicht einmal kleine Rifffische schienen sich im gespenstisch anmutenden Meer zu tummeln.
✓ Beste Zeit für Walhaie: In den Monaten zwischen September und Dezember
2.1. Wattabomi
In Wattabomi liegt die Tiefe zwischen zehn und dreißig Meter. Die Hauptattraktion von Wattabomi soll die regelmäßige Sichtung von Schildkröten sein. Aber auch Muränen, Stachelrochen, Tintenfische und Gartenaale, die ihren Kopf neugierig aus dem Sand ragen.
✓ Geeignet für: Anfänger und fortgeschrittene Taucher
2.2. Big Wall
Die Big Wall kann je nach Strömung ein aufregender Drift-Tauchgang sein. Die Oberkante der Mauer ist etwa zwanzig Meter hoch und fällt von hier auf etwa sechzig Meter ab. Es gibt kaum Korallen, dafür mit etwas Glück große pelagische Fische, Muränen, Delfine, Hummer, Schildkröten. Gelegentlich werden auch Hammerheads, Mantarochen und je nach Saison sogar Walhaie gesichtet.
✓ Geeignet für: Nur für fortgeschrittene und erfahrene Taucher
2.3. Kichwani
Kichwani ist eine fast senkrechte Wand, die ideal für Drift-, Wand- und Rifftauchgänge ist. Riffhaie sollen sich hier ebenso herumtreiben wie Krokodilfische, Muränen, Leave Fish, Clownfische, Trompetenfische, Anglerfische, Makrelen, Snapper, Nudibranches und viele mehr.
Geeignet für: Anfänger, erfahrene Taucher und Schnorchler
3. Pemba Island
Pemba ist Teil des Sansibar-Archipels und seine zweitgrößte Insel. Dieses grüne Inselparadies liegt etwa fünfzig Kilometer nördlich von Sansibar und soll von wunderbar bunten Korallenriffen umgeben sein. Ich war hier nicht tauchen, aber habe gehört, dass Manta Point toll sein soll.
✓ Manta Point: Wie der Name vermuten lässt, sollen dort in den Monaten zwischen Januar und März Mantarochen vorkommen, aber auch hier seien die Sichtungen laut Lalo seltener geworden sein.
4. Mafia Island
Sansibar und Pemba Island liegen nördlich von Daressalam, Mafia Island jedoch rund 120 Kilometer südlich von Sansibar. Damit gehört die Insel nicht zum halbautonomen Gebiet von Sansibar, doch geografisch ist es Teil des Sansibar-Archipels.
Mafia ist berühmt für das Schnorcheln mit Walhaien in den Monaten zwischen Januar und März.
Beste Reisezeit zum Tauchen auf Sansibar
✓ Walhaie: Januar – März
✓ Mantas: Januar
✓ Wale: Juni – Oktober
✓ Kompletter Guide: travel.padi.com
Das Klima in Sansibar ist ganzjährig tropisch und feucht. Die Hauptregenzeit ist zwischen März und Mai.
Natürlich muss sich jeder selber ein Urteil bilden, und ich habe bei weitem nicht alle Tauchspots besucht. Allerdings haben mir die Gewässer vor Tofo in Mosambik bei weitem besser gefallen. Beinahe täglich haben wir Mantarochen, Walhaie und Delfine gesehen während auf Sansibar das gesamte Riff mehr oder weniger tot aussah. Aus genau dem Grund kündigte Divemaster Lalo einst seinen Job als Meeresbiologe an einem Institut in Barcelona, um die Unterwasserwelt noch zu erleben, bevor wir Menschen es geschafft haben, auch diesen Lebensraum komplett zu zerstören.
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