Ich stelle euch die wichtigsten Tipps und Stationen des Shikoku Tempelweg 88 in Japan vor.

Das Wandern auf dem Shikoku Tempelweg 88 ist eine unvergessliche Erfahrung für alle, die sich für japanische Kultur und Spiritualität interessiert und spektakuläre Ausblicke und Fotomotive sucht.

Inhaltsverzeichnis

Schritt für Schritt zur Erleuchtung
Die Shikoku Tempelweg 88 Route
Die Geschichte der Tempel
Wo Wandern zur Meditation wird
Unterkünfte auf dem Shikoku Tempelweg 88
Die beste Reisezeit für den Shikoku Pilgerweg
Entspannung in den Onsen
Mein Fazit

Als ich die steilen Treppen zum Yakuoji Tempel auf Shikoku hinaufstieg, vermischte sich die kühle Brise mit dem Duft von Räucherkerzen. Auf halbem Weg nach oben fielen mir zwei Pilger auf in ihren weißen Westen und breitkrempigen Bambushüten, wie man sie auf Shikoku beim Pilgern trägt. Sie standen am Tempeleingang und summten ein Mantra.

Es waren Jan und Marilin aus Holland, wie sie sich voller Energie und Neugier vorstellten. Mit 75 Jahren sind sie gerade mitten auf ihrer Reise entlang des rund 1.200 Kilometer langen Pilgerwegs namens Tempelweg 88. Zwei Monate haben sie sich Zeit genommen, um jeden der 88 Tempel auf der Route zu besuchen – und in jedem beten sie ein persönliches Mantra für ihre Lieben die daheim geblieben sind.

Pilgerweg Shikoku

Jan und Marilin in Hiwasa

Man sah ihnen ihre 75 Jahre kaum an. Sie wirkten fit und voller Tatendrang, als hätten sie das Geheimnis des ewigen Reisens entdeckt. In einem Alter, in dem viele sich zur Ruhe setzen, wandern diese beiden einfach 1.200 Kilometer von Dorf zu Dorf und tragen alles, was sie brauchen bei sich.

Begeistert erzählten sie mir von Shikoku und dass sie in den Jahren zuvor Teile des Jakobweges gelaufen sind, doch dieser mittlerweile zu überlaufen sei und man nicht wirklich zur Ruhe kommen würde. “Wir sind der beste Beweis, dass man in jedem Alter seine Träume verwirklich kann,” lachte mir Marilin zu.

Schritt für Schritt zur Erleuchtung

Der Shikoku 88 Tempelweg, auch als Shikoku Henro bekannt, ist eine der ältesten Pilgerwanderungen der Welt und erstreckt sich rund um die Insel. Dabei werden rund 1.200 Kilometer zurückgelegt und 88 Tempel besucht.

Die Tempel auf dem Shikoku-Pilgerweg haben eine lange Geschichte, die tief mit der buddhistischen Tradition und dem Leben des Mönchs Kūkai (774–835), auch bekannt als Kōbō Daishi, verbunden ist. Kūkai gilt als einer der bedeutendsten buddhistischen Gelehrten Japans und ist Gründer der Shingon-Schule.

Der Legende nach soll er auf Shikoku geboren worden sein, die Insel bereist und die 88 Tempel als heilige Orte der Einkehr und Erleuchtung hinterließ.

Die Route vom Shikoku Tempelweg 88

Shikoku Tempelweg 88 Route

Die Route vom Shikoku Tempelweg 88


Die etwa 1.200 Kilometer lange Strecke des Tempelweges 88 führt rund um die Insel und verbindet 88 buddhistische Tempel. Die Route verläuft durch vier Präfekturen, die auch als die „vier Länder“ bekannt sind: Tokushima, Kōchi, Ehime und Kagawa. Jeder dieser Abschnitte wird als eigene Etappe der spirituellen Reise angesehen. Pilger beginnen üblicherweise in Tokushima im Osten und gehen im Uhrzeigersinn um die Insel herum, besuchen dabei jeden der 88 Tempel.

1. Tokushima: Die Region der Erweckung

Der erste Abschnitt beginnt in Tokushima, der „Region der Erweckung“, da hier die Pilger ihren Weg und ihre spirituelle Reise anfangen. Die Wanderung führt durch grüne Hügel, Reisfelder und Küstenabschnitte. Der berühmte erste Tempel, Ryozenji, markiert den symbolischen Startpunkt der Pilgerfahrt. Hier kaufen viele Pilger ihre weiße Weste und ihr Pilgerbuch, bevor sie den Weg fortsetzen.

2. Kōchi: Die Region der Disziplin

Der zweite Abschnitt in der Präfektur Kōchi wird als die „Region der Disziplin“ bezeichnet. Hier müssen sich Pilger über hohe und oft regenreiche Berglandschaften und dicht bewaldete Gebiete quälen. Es ist der längste und wildeste Abschnitt des Pilgerweges, oft abseits der Zivilisation. Für viele Pilger symbolisiert diese Etappe die spirituelle Disziplin, die nötig ist, um den gesamten Weg zu bewältigen.

3. Ehime: Die Region der Erleuchtung

Die dritte Etappe verläuft durch Ehime und hier sollen Wanderer die Erleuchtung finden. Pilgerer passieren ruhigere, aber nicht weniger beeindruckende Tempel. Diese Etappe wird oft als Moment der inneren Ruhe empfunden, da die schwierigsten Wanderstrecken hinter den Pilgern liegen.

4. Kagawa: Die Region des Nirvana

Der letzte Abschnitt führt die Pilger durch die Präfektur Kagawa, in der sie sich ins Nirvana begeben sollen. Die Pilger spüren das nahende Ziel: Der 88. Tempel, Okuboji, ist der letzte Halt auf der Reise und symbolisiert das Erreichen des spirituellen Nirvana, des höchsten Bewusstseins.

Die Geschichte der Tempel

Jeder Tempel hat seine eigene Geschichte, oft über Jahrhunderte hinweg geprägt. Einige der Tempel befinden sich tief in den Bergen, andere an der Küste, aber alle sind Orte der Besinnung und Verehrung. Die Architektur der Tempel variiert stark – von schlichten, rustikalen Strukturen bis hin zu prunkvollen Bauwerken mit kunstvollen Pagoden und Schreinen.

Einige der bedeutendsten Tempel auf dem Weg sind:

Tempel 1: Ryozenji – Der Ausgangspunkt der Reise, an dem viele Pilger ihre spirituelle Reise beginnen.

Ryozen-ji Tempel Shikoku

Der Ryozen-ji Tempel in Naruto führt traditionell die Liste des Shikoku-Pilgerwegs als Nummer 1 an

Tempel 23: Yakuoji – Bekannt für seine heilende Kraft, ein Ort der Gebete für Gesundheit und Wohlstand.

Yakuō-ji Tempel Shikoku

In der traditionellen Zählung ist der Yakuō-ji Tempel der 23. Tempel des Shikoku-Pilgerwegs

Tempel 75: Zentsuji – Der Geburtsort von Kūkai, ein spirituell besonders wichtiger Ort für die Pilger.

Tempel 88: Okuboji – Der letzte Tempel des Pilgerweges, an dem Pilger spirituelle Vollendung finden sollen oder zumindest Erleichterung und Stolz über die zurückgelegten 1.200 Kilometer Pilgerweg finden sollen.

Wo Wandern zur Meditation wird

Die Pilger auf dem Shikoku-Pilgerweg erkannt man schon von weitem an ihren weißen hakui genannten Westen und dem traditionellen breitkrempigen Bambushut, den sugegasa. Diese Kleidung dient nicht als Erkennungszeichen, sondern symbolisiert Reinheit und die Hingabe an die spirituelle Reise. Die weiße Farbe der Weste steht in der buddhistischen Tradition für Reinheit und die Bereitschaft, sich der spirituellen Erneuerung hinzugeben.

Nokyocho Stempel Shikoku Pilgerweg

Kunstvolle Nokyocho Stempel

Ein zentrales Ritual für die Pilger ist es, in jedem der 88 Tempel einen kunstvoll gestalteten Stempel in ihrem nokyocho – einem eigens dafür gekauften Pilgerbuch – zu sammeln. Jeder Tempel hat seinen eigenen einzigartigen Stempel, der in kunstvoller japanischer Kalligraphie von den Tempelmitarbeitern ins Buch eingetragen wird. Dadurch soll nicht nur die Reise dokumentiert werden sondern zugleich auch eine spirituelle Verbindung zu jedem besuchten Ort hergestellt werden.

Unterkünfte auf dem Shikoku Tempelweg 88

Entlang der Route gibt es jede Menge Unterkünfte, die von einfachen Hostels bis hin zu traditionellen japanischen Ryokan oder Onsen-Hotels reichen.

Reservierungen und Preise

Vor allem in der Hauptpilgersaison im Frühling und Herbst sollten Pilger vorab reservieren. Die Preise variieren je nach Unterkunftstyp und Lage. In einfachen Hostels oder Herbergen wie den Henro-Häusern kann man bereits ab etwa 3.000 bis 6.000 Yen pro Nacht übernachten. Traditionellere Unterkünfte wie Ryokan oder Pensionen mit Onsen können zwischen 8.000 und 12.000 Yen pro Nacht kosten, beinhalten dafür oft auch Abendessen und Frühstück.

Shikoku Unterkunft

Unterkunft im traditionellen Tatami-Zimmer in Udatsu

Essen und Verpflegung

Viele Unterkünfte bieten Halbpension an und die meist traditionellen japanischen Gerichte nutzen lokale Zutaten und Spezialitäten. Einige Hostels und einfachere Unterkünfte bieten gemeinschaftliche Küchen an, in denen die Gäste ihre eigenen Mahlzeiten zubereiten können.

Meine empfohlenen Unterkünfte

Hier sind einige meiner persönlichen Empfehlungen, die ich auf dem Weg ausprobiert habe:


1. Orime-tei Yukai:
Mein persönlicher Favorit war das traditionelle Ryokan mit Tatami-Zimmern, das ein mehr als hundert Jahre altes Kaufmannshaus ist. Die ruhige Atmosphäre in den authentisch eingerichteten Zimmern geben einen guten Einblick in die traditionell japanische Lebensweise. Das Abendessen dort ist sehr zu empfehlen: ich genoss ein japanisches Fünf-Gänge-Menü vom Feinsten und fühlte mich wie in die Zeit zurückversetzt. Außerdem bietet das Orimitei Eintritt in das Onsen im Nachbarort.

✓ Adresse: Orime-tei Yukai, 68-1 Sadamitsu Higashiura, Tsurugi-cho, Mima-gun 779-4101 Präfektur Tokushima

2. Pension Shishikuin: Diese Pension liegt in malerischer Umgebung an einer Bucht, die wie gemalt aussieht. Sie ist besonders bei Pilgern beliebt, die einen etwas traditionelleren Aufenthalt bevorzugen. Die Gastfreundschaft hier ist außergewöhnlich, und die Mahlzeiten sind ein Highlight, mit saisonalen Zutaten und lokalem Flair.

✓ Adresse: Pension Shishikuin, 〒775-0501 Tokushima, Kaifu District, Kaiyō, Shishikuiura, Kome−84−18

3. Ichizasu Hostel: Ein modernes Hostel mit einem entspannten, internationalen Ambiente. Es bietet Pilgern einen komfortablen Rückzugsort mit sauberen Schlafsälen und privaten Zimmern. Ideal für jüngere Reisende oder solche, die den Austausch mit anderen suchen. Die Lage ist praktisch und das Preis-Leistungs-Verhältnis ausgezeichnet.

✓ Adresse: Ichizasu Hostel, 114-8 Teramae Okukagawachi, Minami, Kaifu District, Tokushima 779-2305

4. Iyakei Onsen Hotel Hikyono Yu: Ein luxuriöseres Onsen-Hotel mit einer atemberaubenden Aussicht auf die umliegende Landschaft. Das natürliche heiße Quellwasser ist perfekt, um sich nach den körperlichen Anstrengungen des Tages zu erholen. Die Kombination aus Onsen, exquisiten Mahlzeiten und komfortablen Zimmern macht dieses Hotel zu einem besonderen Erlebnis auf dem Pilgerweg.

✓ Adresse: Iyakei Onsen Hotel Hikyono Yu, 401番地 Nishiiyayamamura Oinouchi, Miyoshi, Tokushima 778-0101

Die beste Reisezeit für den Shikoku-Pilgerweg

Ryozenji Tempelweg 88
Der Shikoku-Pilgerweg kann das ganze Jahr über begangen werden, aber die besten Reisezeiten sind der Frühling von März bis Mai und der Herbst von September bis November. Zu diesen Zeiten ist das Wetter angenehm mild, mit blühenden Kirschbäumen im Frühling und leuchtenden Herbstfarben im Herbst. Die Sommermonate von Juni bis August können sehr heiß und feucht sein. Im Winter, besonders in den höher gelegenen Gebieten, kann es kalt und verschneit werden.

Entspannung in den Onsen: Wohltuende Pausen für müde Pilger

Heiße Quellen Onsen Japan

Entspannung in heißen Quellen


Nach einem langen Wandertag gibt es kaum etwas Erholsameres, als in einem heißen Onsen-Bad zu entspannen. Shikoku ist für seine natürlichen heißen Quellen bekannt, und viele Pilger nutzen die Gelegenheit, um ihre müden Knochen in einem Onsen zu entspannen.

Die heißen Quellen, die traditionell als Onsen bezeichnet werden, sind ein fester Bestandteil der japanischen Kultur. Das mineralreiche Wasser hilft, Muskelverspannungen zu lösen, die Blutzirkulation zu fördern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Für Pilger, die oft stundenlang zu Fuß unterwegs sind, sind Onsen eine wahre Wohltat.

Viele Unterkünfte entlang des Shikoku-Pilgerwegs, wie das Iyakei Onsen Hotel Hikyono Yu, bieten Onsen an. Dort kann man nach einem anstrengenden Tag in den warmen Quellen ein Bad nehmen und die beruhigende Umgebung genießen.

Dabei gibt es feste Regeln und man sollte vor dem Betreten des Bades gründlich duschen, da die Onsen ein Ort der Reinigung und Entspannung sind.

Mein Fazit zum Shikoku Tempelweg 88

Shikoku Tempelweg 88 Japan

Zeremonien und Bräuche sind wichtige Bestandteile des Pilgerwegs


Eine Wanderung auf dem Shikoku Tempelweg 88 ist mehr als nur eine Reise; es ist eine tiefe spirituelle Erfahrung, die den Pilgern hilft, ihre innere Welt zu erkunden und tief in die buddhistische Kultur Japans einzutauchen.

Viele Pilger nehmen sich mehrere Monate Zeit, um die gesamte Strecke zu bewältigen. Sie übernachten in einfachen Herbergen und haben nur das Nötigste dabei. Sie wollen sich auf das Wesentliche besinnen. Das tägliche Ritual einen Schritt nach dem anderen zu machen und nichts weiter sein zu müssen, kombiniert mit den buddhistischen und schintoistischen Traditionen Japans an den Tempelanlagen sorgt für Entspannung, Ankommen und inneren Frieden.

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