Machu Picchu – der Sehnsuchtsort schlechthin aller Backpacker Südamerikas.
Es gibt wohl nur wenige Backpacker, die nicht davon träumen, einmal in ihrem Leben die nebelumhangenen Gipfel der Anden hinaufzuklettern, um diese rätselhafte Ruinenstadt der Inkas zu besuchen. Machu Picchu gehört zweifelsohne zu den spektakulärsten Sehenswürdigkeiten ganz Südamerika. Nach Peru zu reisen ohne die alte Inkahauptstadt zu besuchen, wäre wie Rom zu sehen ohne den Papst zu sehen: Ein absolutes Muss und Höhepunkt.
Sicherlich mittlerweile von Touristen überhäuft, doch das unglaubliche und spektakuläre Bild der versunkenen Stadt mitten auf einem Berggipfel im tiefen Dschungeldickicht brennt sich in die Seele und belohnt für alle Strapazen.
Ich wählte den direkten Weg nach Cusco, der alten Hauptstadt des ehemals mächtigen Inkareichs, das mitten in den Anden gelegen ist und zu den schönsten Städten Perus zählt.
Von Nasca aus sollte mich ein klappriger alter Bus quer über die Anden nach Cusco bringen. Der Plan schien perfekt, da ich so mehr Zeit in der Andenstadt verbringen konnte und mir umständliche Stopover ersparen wollte. Was ich allerdings unterschätzte, war die halsbrecherische Fahrweise des peruanischen Busfahrers auf den ungeteerten Straßen und Serpentinen der Anden. Auf engen Kurven zwang er den Bus mit qualmenden Reifen an anderen Autos vorbei, links neben mir klammerte sich ein Peruaner an seinen Stuhl, und ich sah rechts neben mir durch das Fenster den Abhang hinunter.
Ich schätzte, dass wir rund 2000 Meter in die Tiefe fallen würden, wenn der Bus nur ein paar Zentimeter von seinem Weg abweichen würde. Angesichts der vielen Kurven und dünnen Luft war mir speiübel, doch durchhalten war angesagt. Es gab im Bus weder Toiletten noch war ein Stopp geplant und die Klimaanlage in südamerikanischen Bussen scheint sowieso immer auf Grönlandtemperatur zu sein. Zwölf Stunden später kam ich schließlich bleich und wackelig auf den Beinen in Cusco an.
Mehr als 3500 Meter über dem Meeresspiegel gelegen. Mir tat alles weh und für jeden Schritt benötigte ich äußerste Anstrengungen. Was war mir mit los?
Die unterschätzte Höhenkrankheit
Ein junges Pärchen aus Dänemark nahm sich meiner an und ich folgte ihnen keuchend zu einem charmanten Hostel mit Ausblick auf die Stadt und den Anden im Hintergrund. Dort ließ ich mich in ein Bett fallen und hoffte inständig, dass es mir bald besser gehen würde. Andere Backpacker hatten mich an der Küste vor der Höhenkrankheit gewarnt, ich solle doch nicht so schnell von Meeresspiegelhöhe ins Hochgebirge fahren.
Alles Kindergeburtstag dachte ich. Denen zeig ich, wie hart deutsche Mädels sind. Die Quittung kam prompt, und ich schlich tagelang durch die malerische Altstadt, kaute an meinen getrockneten Kokoa-Pflänzchen, die man als Tee trinkt oder kaut und überall kaufen kann, und kam mir vor wie eine stroh-kauende Kuh im Spätsommer.
Alte Königsstadt Cusco
Nach ein paar Tagen hatte sich mein Körper endlich akklimatisiert, und ich konnte Cusco und seine außergewöhnlich schöne Umgebung des Andenhochlandes entdecken. Eine einzigartige Symbiose aus spanischen Kolonialbauten, mächtigen Inkamauern und Ruinenanlagen, die alle um Cusco herum zentriert sind.
Allerdings ist es nicht möglich an den jeweiligen Sehenswürdigkeiten, einfach eine Eintrittskarte zu kaufen. Cusco ist bereits derart gut von den Touristen aus aller Welt heimgesucht, dass jeder Besucher ein „Boleto Turístico“ kaufen muss, um die Museen und Inkaruinen in und um Cusco betreten zu dürfen. Diese Touristenkarte ist dann zehn Tage gültig und gewährt den Eintritt in die Hauptattraktionen der Stadt und der Umgebung wie Kirchen und Kloster, einige Museen und viele Tempelanlagen der Inkas, die sich außerhalb Cuscos befinden.
Das Nightlife in Cusco ist toll und auf die vielen westlichen Besucher eingestellt, besonders um den in Südamerika unvermeidlichen Plaza de Armas.
Der Plaza de Armas ist das quirlige Zentrum einer jeden lateinamerikanischen Stadt: Bettler, Schuhputzer, Verkäufer, Beamte, Besucher und die Quechua-Ureinwohner flanieren, sehen und wollen gesehen werden, ein buntes, aufregendes Treiben. Ganz in der Nähe befindet sich auch die Gringo Alley, die nicht umsonst so heißt. Dort findet man viele Gringos, also Ausländer, in Bars und Restaurantss und die Nacht wird zum Tage gemacht.
Inkafestung Sacsayhuamán
Vom Gewirr der Gringo Alley kletterte ich in etwa einer halben Stunde zu Fuß die engen, steilen Gassen empor, bog rechts ein zur San Cristóbal Kirche und wanderte von dort die kurvige Strasse hinauf zur riesigen und beeindruckenden Inkafestung Sacsayhuamán.
Diese Anlage besteht aus tonnenschweren dreistufigen Zickzacksteinen, die einst zu Verteidigungszwecken Cuscos errichtet worden war. Auf dem Weg dorthin boten sich mir beeindruckende Ausblicke über die Dächer von Cusco und ich bewunderte die friedlich vor sich hinkauenden Lamas und Alpacas, die am Wegesrand grasten.
Ich wanderte die riesige Anlage entlang und sah mir die Ruinen an, eine trutzige Festung mit dicken Mauern, an denen sich sicherlich einmal die spanischen Conquistadores die Zähne und ihre Kanonen ausgebissen haben. Der Ausblick über Cusco war atemberaubend und ich bekam nicht genug davon, Panoramaschüsse aus jedem erdenklichen Winkel meiner Kamera zu schießen.
Viele Peruaner hatten sich in ihrer schönsten, landestypischen Tracht herausgeputzt und präsentierten sich mit ihren ansehnlichsten Lamas und Alpacas. Eine schöne Fotoidee, aber wie viele Touristen waren wohl schon hier oben vor mir, dass sich die Bauern und Quechuaindianer lieber als Ausstellungsgegenstand im Freiluftmuseum gegen ein kleines Entgelt angaffen ließen, fragte ich mich. Trotzdem erwischte ich mich, wie auch ich einem ernst blickenden Mädchen mit Kind und Lama in der Hand ein paar Soles in die Hand drückte, um mein perfektes Urlaubsmotiv zu bekommen.
Der Inka Trail
Zurück in Cusco organisierte ich eine Tour nach Aguas Calientes, der Stadt am Fuße von Machu Picchu.
Da der Inka Trail in den letzten Jahren touristisch so sehr erschlossen wurde, dass er jetzt hoffungslos überlaufen ist, solltest du diesen Trail mindestens vier Wochen im Voraus buchen. Alleine darfst und solltest du diesen Trail nicht betreten und eine gewissen Grundfitness wird vorausgesetzt, da Höhenunterschiede von bis zu 2000 Meter Höhe überwunden werden: Der höchste Punkt des Pfades liegt bei 4198 Meter und geschlafen wird unter freiem Himmel in mitgebrachten Schlafsäcken.
Das ist eine extrem kalte Angelegenheit, wie mir bewusst wurde, als ich die kalten Nächte nicht schlafen konnte, weil mein ganzer Körper bibberte wie Espenlaub.
Ich versuchet mich daran zu erinnern, dass die Trockenzeit von Juni bis September die beste Wanderzeit ist, und der Inka Trail im Sommer bei Regen und hoher Luftfeuchtigkeit auch kein Zuckerschlecken gewesen wäre. Natürlich schleppte jeder seinen eigenen Rucksack und die Guides zusätzlich noch die mitgebrachten Getränke und Essen.
Eine anstrengende Wanderung mit extremen Belastungen in der dünnen Höhenluft der Anden.
Allerdings halfen gegen die berüchtigte Höhenkrankheit tatsächlich die mitgebrachten Kokoablätter, die ich großzügig unter den anderen Backpackern verteilte. Die atemberaubenden Aussichten auf schneebedeckte Berge waren fantastisch und die vielen kleinen Ruinen, die unser kleiner Treck auf dem Weg streifte, eine mystische und unvergessliche Erfahrung und entschädigten für alle Strapazen.
Mächtige Andenkondore mit ihrer enormen Spannweite grüßten uns im Morgengrauen und versüßten das völlig verfrühte Aufstehen.
Machu Picchu
Am letzten Tag dann der Höhepunkt des Inka Trails: Die verlorene Stadt der Inkas, Machu Picchu, war erreicht. Majestätisch und eindrucksvoll erhob sie sich mitten im Dschungel.
Der dicke Nebel des Morgens gab nur einen Teil der Ruinen frei und hüllte die Stadt in einen geheimnisvollen Nebel.
Die „verlorene Stadt“ wurde im fünfzehnten Jahrhundert erbaut und erst 1911 von dem Amerikaner Hiram Bingham entdeckt.
Bis heute streiten sich die Forscher, zu welchem Zweck diese Stätte wohl einst erbaut wurde. Wahrscheinlich war Machu Picchu einmal ein bedeutendes zeremonielles Zentrum der Inkas. Überall finden sich Zeugnisse darüber, was für geschickte Handwerker und Maurer, Architekten und Astronomen die Inkas waren. So gibt es in einer heiligen Grabstätte des Tempels einen geschnitzten Felssockel, an dessen Winkeln die Inkas exakt die Sonnenwende berechnen konnten.
Völlig erschöpft ließen wir uns in das Gras der Ruine fallen und bewunderten in stiller Andacht die Stadt und seine vielen halsbrecherischen Terrassen. Viele tausend Meter unter uns rauschte der gewaltige Urumbamba-Fluss und unsere Gedanken kreisten um das geheimnisvolle Volk der Inkas, die mitten im Dschungel so eine gewaltige Stadt wie Machu Picchu bauten, das zu seinen Hochzeiten Platz für rund eintausend Menschen bot.
Boleto Turístico: Diese Karte gewährt dir Eintritt in alle Hauptattraktionen Cuscos und am besten kaufst du dir das Ticket im Touristenbüro oder im OFEC in der Nähe des Plaza de Armas. Kosten: 10 US$ für Erwachsene, 5 US$ für Studenten unter 26 Jahren. (Stand 2004) Gültig: 10 Tage
Inka Trail: 250 US$ für vier Tage Wanderung alles inklusive in geführten Gruppen bis zu 10 Personen. (Stand 2004)
Zugfahrt nach Aguas Calientes und Machu Picchu: Wenn du es lieber komfortabel und gemütlich magst, dann erreichst du Machu Picchu innerhalb einer vierstündigen Zugfahrt, die in der Backpackerklasse 60 US$ kostet. Hinzukommen die 10 US$ Eintrittsgebühren für Studenten bzw. 20 US$ für Erwachsene. (Stand 2004)
Für deine Reise empfehle ich Dir die Gratis-DKB Kreditkarte, mit der Du weltweit Geld abheben kannst – völlig umsonst!