Kolumbien Freiwilligenarbeit: Ich sollte also auf einer kolumbianischen Farm leben und nicht Kaffee anbauen sondern mich um nasse Pflanzen kümmern. Auf 3000 Metern Höhe frieren und mehr Kühe als Menschen treffen. Der ganz große Jackpot für mich Frostbeule und Wassersportfanatikerin. Und hier noch Tipps zum Kolumbien Backpacking
Murrend ließ ich mich von meiner Freundin Teresa davon zu überzeugen, dass es doch einmal ganz lustig sei, für eine Weile Heidi von der Alm zu spielen und alltägliches Leben der Bauern in Kolumbien zu erleben. Denn sie und ihr kolumbianischer Freund Carlos betreiben in den Bergen vor Bogotas Toren eine Bio-Farm, die sich auf Aquaponik spezialisiert hat, und da könnte ich hervorragend meinen Freiwilligendienst in Kolumbien leisten.
„Aqua-was?“, fragte ich irritiert und machte mich auf eine weitere Idee zur Weltverbesserung im Kampf gegen alle Spießer gefasst, von denen Teresa eine Menge auf Lager hatte. Ich packte also wieder meinen Rucksack, lieh mir warme Klamotten aus und fuhr in die Berge. Selten zuvor habe ich in Südamerika so gefroren habe wie auf der Alm in La Calera. Selten zuvor habe ich mich jedoch auch so erholt und erfrischt gefühlt.
Weit weg von Autoabgasen, aufdringlichen Verkäufern und noch aufdringlicheren Latino-Machos zählte nur noch der Rhythmus der Natur. „Back to the basics,“ lautete das Motto.
Kolumbien Freiwilligenarbeit – Einsame Farm in den Bergen
Mit dem in Bogota allgegenwärtigen Metrobus TransMilenio ging es zu einem Busterminal, der aus nicht mehr bestand als aus an einer Ecke geparkten Kleinbussen. Einen davon nahmen wir in Richtung La Calera, einem beschaulichen Dorf in etwa 2900 Meter Höhe außerhalb Bogotas. Die letzten Kilometer zur Farm hinauf bestand aus einem anstrengenden Fußmarsch den steilen Berg hinauf.
Exotische Früchte direkt vor der Haustür
La Calera war auch unsere letzte Station, um unsere Essensvorräte aufzustocken. Wir kauften frisches Obst und Gemüse, die typisch für Kolumbien sind und von denen ich noch nie gehört hatte: Unter anderem Lulo und Feijoa. Einen so reichhaltigen und vor allen Dingen günstigen Obstkorb habe ich selten gesehen – mit frischen Früchten garantiert aus der Region.
Da der nächste Supermarkt eine Stunde Fußmarsch von der Farm entfernt war, erstellten wir Einkaufslisten und gingen wie das A-Team auf Mission vor: „Du gehst in den Supermarkt und kaufst Haferflocken und Reis. Ich in den Obstladen und die Früchte.“ Leider vergaßen wir dennoch ein paar wichtige Lebensmittel wie Vollkornreis und würfelten den Unglücklichen aus, der nach unten ins Tal wandern musste.
Abgelegen in den Bergen
Auf der Farm war frische Landluft, Natur pur und gesundes Essen angesagt. Ich fühlte mich gesund, lebendig und hätte Bäume ausreißen können. Ich hackte allerdings nur den harten Boden und hob Beete aus. Allerdings machte mir die Höhe zu schaffen. Auf fast 3000 Meter Höhe ist die Luft verdammt dünn und ich pfiff bei jedem Schritt aus dem letzten Loch.
Der Ausblick auf die weiten Täler und frischen Wiesen war jedoch unvergleichlich und gerade nach dem versmogten Bogota eine Wohltat für die Sinne.
Freiwilligenarbeit im gleichmäßigen Tagesrhythmus
Die Tage verliefen in einem ruhigen Fluss, jeder hatte seine Aufgaben, gekocht wurde gemeinsam und die Entspannung in der Hängematte durfte nicht zu kurz kommen.
Der Rhythmus unserer Tage glich sich schnell an die Tageszeiten an und spätestens gegen 21 Uhr fielen wir todmüde ins Bett. Die kalte Luft abends und das schwache Licht taten sein übriges. Dieses Leben und seine Einfachheit gefiel mir, und ich fing an zu überlegen, warum wir Menschen immer alles schneller und gewinnorientierter optimieren müssen und warum wir überhaupt dem einfachen Leben jemals den Rücken zugekehrt haben.
Klar ist das Leben auf der Farm bescheiden, das Haus spärlich eingerichtet. Das Wasser musste erst von einer Quelle unweit der Finca abgeschöpft und dann in einen Wassertank aufgefüllt werden, bevor man duschen konnte oder Trinkwasser hatte. Doch gerade diese Einfachheit machte die ganze Angelegenheit auch so befriedigend. Auf der Alm sah ich am Ende eines jeden Tages, was wir gemacht hatten und das erfüllte mich mit einer tiefen inneren Zufriedenheit. Gehackt, umgegraben, Beete angelegt und die Pflanzen wachsen lassen.
Jeden Abend fiel ich erledigt aber glücklich ins Bett, weil ich nicht irgendwelche abstrakten Excel-Tabellen angelegt habe, die die Welt nicht braucht, sondern weil ich meine Hände benutzt habe, um Dinge entstehen zu lassen, die mit der Natur zusammengehören. Und nein, ich hatte nicht zu viel Sauerstoff in meinen Lungen oder kolumbianisches Gold geschnupft sondern war einfach glücklich, der Natur so nah sein zu dürfen.
Aquaponik als clevere Kultivierung von Nutzpflanzen
Irgendwann traute ich mich auch an das Herzstück der Farm heran: Dem Aquaponik-System, das Teresa und ihr kolumbianischer Freund Carlos auf der Farm angelegt haben.
Wir liefen durch die Farm, und ich ließ mir die einzelnen Stationen erklären, denn ich hatte noch nie davon gehört und bei physikalischen Themen schaltet mein Ohr normalerweise automatisch auf Durchzug. Ich musste mich sehr konzentrieren, um überhaupt etwas zu begreifen.
Aquaponik bezeichnet wohl einen geschlossenen Wasser- und Nährstoffkreislauf. Dabei werden die Pflanzen in Behälter gesetzt, die mit einem Substrat wie Kies gefüllt sind. Diese werden dann mit nährstoffreichem Wasser aus einem Fischbehälter geflutet, was die Pflanzen besonders schnell und gut wachsen lässt. Allerdings scheint sich das Ganze auf der Farm in 3000 Meter Höhe etwas langsamer auszugehen.
Das überlaufende Wasser aus den Behältern wird daraufhin wieder in den Fischtank zurückgeführt und durch die Fische gereinigt. Daher muss das Wasser auch nicht ausgetauscht oder zusätzlich gefiltert werden, wenn das System erst einmal am Laufen ist. Auch auf das Düngen der Pflanzen kann dadurch verzichtet werden.
Das System gibt es wohl schon seit Jahren und wird gerade in Australien erfolgreich betrieben, doch in Kolumbien steckt es noch in den Kinderschuhen. Allerdings träumt Carlos davon, irgendwann einmal das gesamte Land von dieser Idee überzeugen, um weniger Wasser zu verschwenden und ökonomischer zu arbeiten, da gerade in Kolumbien die Bauern noch schuften wie vor hundert Jahren.
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