Brasília und seine Sehenswürdigkeiten: Oscar Niemeyers futuristische Architektur bringt Architekturbegeisterte ins Schwärmen und die meisten anderen zum Gähnen. Mit meine Tipps zu Brasiliens Hauptstadt wird dir trotzdem nicht langweilig.
Brasiliens Hauptstadt Brasília erinnert mich an meine Kunstlehrerin Frau Niehus. Sie gehörte zu der Sorte Lehrerin, die sich noch mit 55 Jahren ihre Haare blau färbte und mit leuchtenden Augen einer Horde Halbwüchsiger von Kunstepochen vorschwärmte, während diese gelangweilt aus dem Fenster schauten und in der Nase bohrten. In der fünften Klasse forderte sie uns auf, an einem Malwettbewerb teilzunehmen, in der meine Heimatstadt durch Bauentwürfe verschönert werden sollte.
Wir sollten kreativ denken, groß und außergewöhnlich. Ich fragte mich, warum die Architekten die Hilfe von uns Fünftklässlern nötig hatten, doch Frau Niehus war begeistert, und wir hatten nichts zu melden.
Also machte ich mich gewissenhaft an die Arbeit und malte eine Gitarre. Ganz groß auf Tapete, mit viel Farbe und einem leuchtenden Eingang an den Saiten. Meine enthusiastische Kunstlehrerin war begeisert und bescheinigte mir futuristische Kreativität – was auch immer das bedeuten sollte.
Wenn ich mir jedoch heute das Bild anschaue, dann sieht es aus wie ein billiges Bordell an einem einsamen und traurigen Ort, an dem niemand gerne lange Zeit verbringt. Und genau daran erinnert mich Brasiliens Hauptstadt.
Brasília wurde in den sechziger Jahren unter dem Präsidenten Juscelino Kubitschek zusammen mit dem Architekten Oscar Niemeyer, dem Städtebauplaner Lucio Costa und dem Landschaftsarchitekten Burle Max auf dem Reißbrett geplant.
Ziel war es, den Westen Brasiliens attraktiver zu gestalten und innerhalb weniger Jahre nahm Brasília den Platz von Rio de Janeiro als Landeshauptstadt ein.
An der Stelle, an der heute zahlreiche Regierungsgebäude und Botschaften stehen, stand damals absolut nichts und diese seltsame Leere zieht sich bis in die Gegenwart.
Auf unendlich langen Alleen stehen seltsame Ufos, Halbkreise, umgedrehte Tassen und futuristische Pyramiden.
Sie sind übermächtig, groß und nicht zu übersehen.
Ein Versuch, diese Gebäude abzulaufen, um das Geld für den Sightseeing-Bus zu sparen und die leere Atmosphäre einzufangen, endet nach ein paar Stunden mit der verzweifelten Suche nach einem Taxi. Doch nicht einmal Taxis fahren einfach so durch die Stadt, man muss sich eines bestellen.
Die gesamte Stadt ist wie ein überdimensionales Flugzeug aufgebaut, in dessen Cockpit sich die Regierungsgebäude und Denkmäler befinden.
Das Halbmond-ähnliche Museu da Republica befindet sich am vorderen Ende des rechten Tragflügels,
das beeindruckende Teatro Nacional auf der linken Seite.
Dicht gefolgt von der wunderschönen Catedral, deren Dachstuhl an die Dornenkrone Christi erinnert. Selbst im fernen Berlin findet sich ein Gebäude, das sich von der Kathedrale in Brasília inspirieren ließ und zwar das Tempodrom.
Das Innere der Kathedrale ist weitgehend leer und halb in die Erde versenkt.
Bleibt allerdings die Frage, ob diese Denkmäler und Museen tatsächlich besucht werden und wenn ja, von wem.
Denn während meines Aufenthaltes konnte ich die Menschen auf den Straßen und in den Monumenten an zwei Händen abzählen. Obwohl die Gebäude sicherlich architektonisch sehr clever gestaltet sind und wahrlich beeindrucken mit ihren futuristischen Visionen, sieht für mich eine einladende Stadt anders aus.
An alles hatten die Gestalter gedacht; außer daran, dass Menschen gerne in gemütlichen Straßen und Gassen flanieren, geschützt durch schattenspendende Bäume und einladende Parks und Alleen.
Da wundert es nicht, dass die meisten Brasilianer eben nicht freiwillig nach Brasília ziehen und Oscar Niemeyers Meisterwerk gekonnt lässig igrnorieren.
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