David Hasselhoff, der Held meiner Neunziger Jahre-Kindheit, dessen schmachtender Blick mit schmalziger Tolle mir von diversen Postern in meinem Kinderzimmer und auf Pullovern und T-Shirts jahrelang entgegenlachte, kommt nach Berlin! Es sprach sich rum wie ein Lauffeuer, dass The Hoff himself seinen Beitrag zum Mauerfall auch nach zwanzig Jahren immer noch sehr ernst nehmen würde und sich jetzt für das von gefährlichen Bauhaien gefährdete Denkmal an der East Side Gallery persönlich einsetzen wollte. An einem kalten Sonntag Nachmittag im März würde er von einem gelben Transporter seine größten Hits heruntergrölen und an der längsten erhaltenen Mauergallerie der Welt gegen das Einreißen der Mauer protestieren. Das Flugticket hätte er selbstverständlich selbst bezahlt, wie die nette Sprecherin auf der Kundgebung immer wieder betonte.
Kitt hatte er vorsichtshalber zuhause gelassen. Die Menge tobte und formierte sich zu David-Komm-raus-Sprechchören. Dreißig Jahre nach Knight Rider hatte David Hasselhoff es immer noch drauf und die Massen im Griff. David ließ sich Zeit, schien langsam durch die Massen zu gleiten wie ein Flugzeug auf Landekurs.
Etwas zerknautscht und müde, saß die Frisur immer noch perfekt im kalten Berlin. Polizisten bahnten ihm die Weg durch die tobende Massen und ich wurde von aufgeregten Fans mit übergroßen Kameras fast erdrückt. Aber war ja für einen guten Zweck – Demo oder David Hasselhoff egal. Lässig sprang er auf einen gelben Transporter auf, aus dem Musik schrillte, und die Menge lief hinterher wie zuletzt auf der Love Parade.
I‘ve been looking for freedom
“I’ve been looking freedom“, David wusste, was von ihm erwartet wurde und stimmte alle fünf Minuten seinen größten und wohl einzigen Hit an. Immer und immer wieder ertönte die erste Zeile aus dem gelben LKW. Textsicherheit ist vielleicht zu viel verlangt nach zwanzig Jahren Burger essen auf dem Fußboden. Konfetti und Autogramme, der Profi gab alles für Berlin und den Erhalt der East Side Gallery.
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