Almleben in Tirol: In den italienischen Alpen in Trepalle nahe Livigno kannst du im Sommerurlaub das traditionelle Landleben in den Bergenkennenlernen und sogar selber mit Hand anlegen und arbeiten.
Was mag wohl in seinem Kopf vorgehen, fragte ich mich, als ich meine Kamera auf das markante Gesicht von Fortunato Cantoni hielt. Er wirkte wie aus der Zeit gefallen, stoisch auf einem Schemel hockend vor seiner Kuh mit dem werbeträchtigen Namen Milka. Gelangweilt blickte er in meine Kamera, massierte Milkas Euter und beantworte meine Fragen.
Natürlich benötigte ich dabei einen Dolmetscher, der mir seinen alten italienischen Dialekt ins Englische übersetzte. Nur noch wenige Menschen in den Bergen sprechen diesen besonderen Dialekt. Und wenn ich Fortunatos skeptischen Blick richtig deutete, dann wäre es ihm wohl auch lieber, es bleibe bei den wenigen Leuten.
Ich befand mich in einem dunklen, stickigen Kuhstall in Trepalle und durfte Fortunato bei seiner Arbeit zuschauen und bekam einen Einblick in sein idyllisches Almleben. Die Luft war verdammt dünn, da der Ort mit seinen 2069 Metern zu den höchst gelegenen Dörfern Europas zählt. Einsam liegt Trepalle über den Dächern Livignos.
Links und rechts von mir blickte ich direkt auf die kantigen Hintern der dicken Milchkühe. Automatisch trat ich einen Schritt zurück, aus Angst, dass eine Ladung fetter Kuhfladen in meinem Rücken landen würde.
Beschauliches Almleben in Tirol
Fortunato klemmte ein kleines Melkgeschirr an die Euter und ließ die Milch abpumpen. Die Moderne hatte also auch in das beschauliche Alpendörfchen Einzug gehalten, obwohl er uns erzählte, dass er die guten alten Zeiten vermisse, in denen weniger Hektik und dafür mehr Zusammenhalt herrschte.
In dem rund 600 Einwohner starken Dorf Trepalle fiel es mir schwer, einen hektischen Alltag zu erahnen, doch Fortunato sprach von den vielen Besuchern, die gerade in der Skisaison über das Dorf herfallen.
Bis zum Jahre 1956 gab es nämlich keine befestigte Straße nach Livigno und dem darüber liegenden Trepalle, die die Dörfer mit der Außenwelt verbinden könnte. Somit lagen die Dörfer die meiste Zeit des Jahres in einem tiefen Winterschlaf, bedeckt unter einigen Metern Schnee und waren sich selbst überlassen.
Acht Monate komplett von der Außenwelt abgeschnitten.
Die Menschen standen jeden Morgen fünf Uhr auf, trieben die Kühe auf die Weide oder stellten Käse selber her. Sonntags ging es in die Kirche und ab und zu war Zeit für ein Pläuschen unter Freunden und Nachbarn. Abends wurden Geschichten erzählt und früh ins Bett gegangen. Jeder kannte jeden und man war füreinander da. Das Leben war einfach, aber selbstbestimmt.
Sein Alltag erschien mir wie eine exotische Episode aus einer längst vergangenen Zeit.
Die wachen Augen des 71-jährigen Fortunato zeigten, dass er mit diesem Leben glücklich war. Er hatte viel und hart in seinem Leben gearbeitet, war jedoch immer eigenständig.
Vielleicht ein Schlüssel zum Glücklichsein? Jagen wir nicht alle irgendwelchen Träumen hinterher ohne uns auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu konzentrieren?
Doch Forunatos Großneffe Thommy Cantoni, der auch meinen Übersetzer spielte, hat andere Pläne mit der kleinen Molkerei. Er verkörperte den jungen, dynamischen Unternehmer-Typ und verkaufte in seiner Käserei alpicarni.it selbstgemachte, italienische Köstlichkeiten aus der Region. Bresaola, in Heu getrockneter und lange reifenden Käse und vieles mehr.
Bei diesen Köstlichkeiten muss sich Fortunato wohl an die neuen Besucher auf seiner Alm gewöhnen, denn solche Geheimtipps bleiben meistens nicht sehr lange geheim.
*Während meiner Reise wurde ich durch das Tourismusamt in Livigno unterstützt.
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