Mountainbiken in den italienischen Alpen: Ob Downhill, Freeride oder Flow Country, Livigno bietet Anfängern und Fortgeschrittenen MTB-Fans tolle Touren im Alpencross in Italien.
Livigno hat vor einigen Jahren begonnen, sich einen Ruf als Italiens Mountainbike Hauptstadt aufzubauen. Mittlerweile wird das italienische Dorf auch „Europas Whistler“ genannt, in Anspielung an das legendäre Paradies der nordamerikanischen MTB- Fahrer an der kanadischen Westküste.
Schon die Zahlen sprechen für sich: Mehr als 3.200 Kilometer Mountainbike-Strecken, von denen die meisten auf GPS-Karten verzeichnet sind. Es gibt Flow Country Strecken für Fahranfänger und solche mit schwachen Puls. Jene Strecken wurden zusammen mit der MTB-Ikone Hans-Jörg „No Way“ Rey ausgearbeitet und sind weniger anstrengend als die Cross-Country-Touren. Und dazu noch leichter als das Freeriden.
Wichtiger Tipp zum Mountainbiken auf großer Höhe
Eigentlich eine gute Idee für mich, mit den einfachen Flow Country-Strecken zu beginnen, doch ich bildete mir ein, diese Strecken sind nichts für mich, da ich immerhin jeden Tag Fahrrad fahre. In Berlin. Auf ungefähr zehn Höhenmeter. zusätzlich hatte ich die Kälte in den Bergen im Sommer völlig unterschätzt.
Man nehme dazu noch die unglaubliche Höhe von 3000 Metern, und man kann sich vorstellen, wie ich aus dem letzten Loch pfiff. Meine Brust fühlte sich an, als hätte sich ein Riese in hochhackigen Schuhen darauf gestellt, und ich bekam keine Luft.
Mein Tipp: Sich ein paar Tage Zeit nehmen und an die Höhe klimatisieren. Und sich auf den leichteren Strecken warm fahren.
Mountainbiken auf dem Carosello 3000
Die Seilbahn Carosello 3000 lag direkt im Zentrum des Dorfes und von dort ging es hinauf auf 3.000 Meter Höhe zum Hausberg Livignos. Von dort aus entdeckte ich in einer kleine Gruppe von Bikern zusammen mit unserem Mountainbike-Guide Niccola eine Flowtrail-Strecke, die von Hans Rey designt wurde.
Nach der langen Auffahrt hatte ich gehofft, wir würden downhill die Pisten entlangbrettern, doch erst einmal ging es noch ein Stück mit dem Mountainbike die steilen Berge hinauf zur Madonna del Soccorso.
Jeder Tritt in die Pedale tat weh und ich bekam kaum Luft, so dass ich mehrmals vom Fahrrad absteigen und schieben musste.
Die Landschaft glich einer kraterartigen Mondlandschaft, die Gipfel waren schneebedeckt und der Wind pfiff mir um die Ohren. Für jene tiefen Temperaturen kaum über dem Gefrierpunkt (wir hatten immer noch Sommer!) war ich ohne Handschuhe und dick gepolsterte Jacken viel zu optimistisch angezogen. Doch dank der Kälte geriet ich wenigstens nicht in die Versuchung anzuhalten und mich auszuruhen, weil ich sofort anfing zu frösteln.
Mountainbiker in Livigno
Eine kleine drahtige Frau mittleren Alters in unsere Gruppe setzte sich schon bald von uns ab und fuhr die Ansteigungen derart locker hoch, als würde sie einen lockeren Morgenspaziergang machen. Sogar unseren waghalsigen Guide Niccola stellte sie in den Schatten.
Eifersüchtig bewunderte ich ihre Fitness und fragte sie bei einem Boxenstopp Löcher in den Bauch. Monika war Weltmeisterin im Lang-Triathlon und schwingt sich eigentlich nur auf das Mountainbike, wenn es um die längsten und härtesten Wettkämpfe der Welt geht, wie etwa den Ironman auf Hawaii, den Transalp Challenge 2000 oder dem Desert Endurance Marathon in Dubai, bei dem sie im Team sowohl zu Fuß als auch auf dem Mountainbike die Wüste durchquerte und auch gewann. Ich war beeindruckt von Monika und konnte gar nicht glauben, dass sie einfach ein paar Touren zum Spaß dreht. Noch dazu mit so unfitten Leuten wie mir.
Nach einem obligatorischen Stopp in einer Almhütte, in dem ich mich mich mit italienischen Leckerein vollstopfte, fuhren wir eine Freeride-Tour durch dass Val Federia, das mit seinen in die saftigen Berge eingebetteten Holzhüttchen eindrucksvoll zeigt, wie Livigno noch vor 100 Jahren ausgesehen hat.
Mountainbiken Mottolino und Val Delle Mine
Dagegen führte die Mottolino-Tour östlich des Tals gegenüber dem Carosello steil in die Höhe. Vorbei an eindrucksvollen Bergketten und weidenden Kühen. Unser Guide nahm uns mit durch das Tal Val Delle Mine, und quatschte dabei auf uns ein ohne je den Atem zu verlieren.
Anschließend war Brotzeit auf der Mine-Alm angesagt mit einer grandiosen Aussicht. Ich hatte ja keine Ahnung, wie wunderbar beruhigend die einsame Bergwelt im Sommer auf mich wirkt. Ich genoss die Stille und fühlte mich ganz klein und entspannt vor dem mächtigen Alpenpanorama, in dem sich niedliche Murmeltiere fetten Winterspeck anfrassen.
Spektakuläre Dowhill Mountainbike-Strecke
Nach jenem Moment der kurzen Glückseligkeit fuhren wir über die Lover’s Bridge zurück nach Livigno über einen spektakulären Parcours mit Stegen, einem halsbrecherischen Auf und Ab, spektakulären Paraboliken (bei denen ich als geborener Angsthase teilweise lieber das MTB schob) und Durchfahrten durch Bäche.
Auf der anderen Seite des Tals ging es anschließend wieder steil bergauf, und wir verausgabten uns an den steilen Hängen.
*Während meiner Reise wurde ich durch das Tourismusamt in Livigno unterstützt.
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