In Peru sind vor allen Dingen Machu Picchu und der Titicacasee weltberühmt. Jedes Jahr zieht es Millionen Touristen an die Hauptattraktionen des Landes. Doch Peru hat mehr zu bieten als die Inkas. Abenteuerlustige und Outdoorliebhaber finden weit entfernt von den ausgelatschten Touristenpfaden des Gringo-Trails viele unbekannte Orte. Ich stelle Dir heute meine Favoriten im hohen Norden des Landes vor.
Ich kann mich noch gut an meine erste Reise nach Peru erinnern. Ich war jung und hatte zuvor noch nie Europa verlassen. Peru war sozusagen meine erste Reise nach Übersee und der Anfang einer lebenslangen Reiseleidenschaft. Anfang der Nullerjahre flog ich mit meiner Freundin Teresa nach Lima und war die ersten Tage überwältigt von dem Land. Neue Gerüche, Lebensweisen und Orte überall.
Schnell verließ ich die große Stadt und entdeckte die legendären Ruinen der Inkas in den Anden, flog über die Nazca-Linien und entspannte mich in der lässigen Oase von Huacachina. Ich wanderte zu spektakulären Wasserfällen, wanderte durch magische Nebelwälder und schwamm in kristallklaren Lagunen. „Was für ein Traumziel für Natur- und Outdoorfanatiker wie ich,“ dachte ich begeistert.
Weit ab von den bekannten Sehenswürdigkeiten und Touristenattraktionen, dem sogenannten Gringo-Trail in Peru, zog es mich allerdings wie von unsichtbarer Hand gezogen in den unbekannten Norden Perus. Immer auf der Suche nach unbekannten Orten mit ganz viel Ruhe und Natur.
Fündig wurde ich an den Surfspots um Máncora und den geschichtsträchtigen Orten um Trujillo. Nordperu gilt als Geburtsort einiger der wichtigsten vorspanischen Kulturen Südamerikas.
Kulturelle Vielfalt in Nordperu
Von der hübschen Kolonialstadt Trujillo an der Küste im Norden von Peru erreichte ich in wenigen Minuten das verschlafene Fischerdorf Huanchaco, das sich seinen ursprünglichen Charme bewahren konnte. Morgens sah ich den Fischern bei ihrer Arbeit zu, um dann den frischen Fisch in einem leckeren Ceviche zu essen.
Ich traf unheimlich gastfreundliche Menschen, wurde unzählige Male eingeladen und aß das beste „Ceviche der Welt,“ so versicherte mir Jesus, als seine Mutter für uns kochte. Anfangs war ich etwas skeptisch, immerhin hatte ich bis dahin noch nie rohen Fisch probiert, aber das peruanische Nationalgericht haute mich um!
Das Wasser in Hunchaco ist leider wie in ganz Peru das ganze Jahr zu kalt, um ohne Neoprenanzug baden zu gehen, aber ich lege Dir unbedingt einen Ausflug an den Strand ans Herz. Die Einheimischen nutzen dort ihre berühmten „Caballitos de Totora“ Booten. Der Name bedeutet so viel wie “kleine Schilfpferde” und bezieht sich auf die Art und Weise, wie man auf den Booten sitzen muss.
Diese Schilfboote sollen in Preu seit 3.000 Jahren verwendet werden, und noch heute paddeln die örtlichen Fischer auf ihnen herum, um in Küstennähe zu fischen. Gegen eine geringe Gebühr kannst Du sogar eine kurze Hafenrundfahrt an Bord eines dieser Schiffe unternehmen.
Die Boote sehen ziemlich interessant aus, oder?
Chan Chan für Geschichtsfans
Huanchaco ist der ideale Ausgangsort, um die Kultur der Chimú in Chan Chan zu entdecken, einem einst mächtigen Volk, das Peru lange Zeit vor den Inkas dominierte, aber im Laufe der Jahrhunderte gänzlich in Vergessenheit geriet. Heutzutage zieht es die Touristen in Peru zu den legendären Inka-Stätten wie Machu Picchu, aber von Chan Chan haben die wenigsten Peru-Reisenden etwas gehört. Und weil ich gerne neue Orte entdecke, war diese Stätte meine Lieblingssehenswürdigkeit in Peru.
Chan Chan liegt nur zehn Kilometer südlich von Huanchaco an der Nordküste von Peru und wurde vom Volk der Chimú aus Lehm erbaut. Diese Zivilisation dominierte von 850 bis etwa 1470 die Region in Zentralperu. Mit Chan Chan etablierten sie einen eindrucksvollen Herrscherort zur größten und einflussreichsten Stadt Amerikas.
Glanzvolle Geschichte von Peru
In Hochzeiten lebten dort bis zu 60.000 Menschen. Inmitten eines engen Labyrinths aus Gängen und Straßen standen zehntausende Bauwerke, von denen einige eine Höhe von zwanzig Metern erreichten. Prunkvolle Paläste und Tempel waren mit kunstvollen Friesen geschmückt, Felder und Gärten wurden bewirtschaftet. Dieser Fakt beeindruckte mich am meisten, immerhin wurde Chan Chan in einer der trostlosesten Küstenwüsten der Welt gebaut: Der durchschnittliche Jahresniederschlag beträgt weniger als vierzig Milliliter. Daher entwickelten die Chimú ein ausgeklügeltes Netz von Bewässerungskanälen und Brunnen und gelten somit als erste Ingenieure der Welt, lange bevor es „Made in Germany“ gab.
Im 15. Jahrhundert war damit jedoch Schluss: Die Stadt wurde von den Inkas überfallen und dann, wie so oft in der Geschichte, seinem langsamen Verfall überlassen. Erst im Jahr 1986 wurden die Ruinen von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt und gehört doch gleichzeitig zu den gefährdeten UNESCO-Weltkulturgütern, da der immer weiter fortschreitenden Verfall dieser einzigartigen Ruinen nicht sicher ist. Immerhin tragen zahlreiche, regenreiche Stürme und andere Wetterkapriolen von El Niño zur Zerstörung bei.
✓ Mein Tipp: Nehme Dir einen ortsansässigen Tourguide in Chan Chan, damit Du die vielen verborgenen Stellen entdeckst. Je nach Talent beim Feilschen kostet eine einstündige Führung fünf Dollar.
Anreise Huanchaco & Chan Chan
Aus Lima nach Trujillo beträgt die Fahrtzeit rund 560 Kilometer, also etwa zehn Stunden mit dem Bus. Alle großen Busreiseunternehmen wie Tepsa, Oltursa, Linea und Cruz del Sur fahren mehrmals täglich in Richtung Trujillo.
Anschließend nimmst Du für die fünfzehn Kilometer einen Minibus und innerhalb Huanchacos reicht eine kurze Taxifahrt.
Strände im Norden von Peru
Die Gewässer an Perus wilder Pazifikküste sind ziemlich kalt und ohne Neoprenanzug würde ich mich nicht ins Wasser trauen. Aber es gibt auch in Peru Strände mit warmen Meereswasser, an dem man im Badeanzug schwimmen und surfen kann. Dafür müsst Ihr so weit wie möglich nach Norden reisen zur Grenze an Ecuador. Máncora, Zorritos und Punta del Sal bieten kilometerlange Sandstrände, kleine Dörfer am Meer und eine sommerliche Atmosphäre – die ideale Surferdestination!
Ich muss allerdings sagen, dass Máncora im Jahr 2004 noch ein kleines, verschlafenes Dorf mit einer Handvoll abenteuerlustigen Backpackern und Surfern war. Diese Zeiten sind allerdings längst vorbei, und ich war ehrlich gesagt überrascht von den Massen, die sich dort mittlerweile tummeln.
Surfhotspot Máncora
Gerade Máncora scheint eine der beliebtesten Surfhochburgen zu sein; jeden Sommer strömen Touristen und Peruaner gleichermaßen nach Máncora, um perfektes Wetter und beeindruckende Wellen zu erleben, wenn die Küste von großen und warmen Nordwellen heimgesucht wird.
Dementsprechend ist Máncora ein großartiger Ort zum Surfen, und das Dorf ist aufgrund seiner Entfernung im fernen Norden sicherlich kein Teil des Gringo-Trails, aber sei trotzdem auf eine immer größer werdende Community gefasst. Immerhin bietet die Küste vor Máncora nicht nur die besten Wellen Perus sondern auch das wärmste Wasser. Eine Killerkombination für Surfer. Doch auch Anfänger fühlen sich in Máncora wohl, da die Wellen oft sanft und schwach genug zum Lernen sind.
Anreise Máncora Peru
Máncora liegt direkt an der längsten Schnellstraße der Welt – dem Pan American Highway. Du kannst also die rund 1.200 Kilometer von Lima nach Máncora mit verschiedenen Bussen abfahren, solltest dabei aber ein paar Tage einplanen. Alternativ kannst Du auch bis Tumbes fliegen und von dort mit dem Minivan weiterfahren.
Es gibt viele schöne Orte und Sehenswürdigkeiten entlang der Küste auf der Panamerica.
Ich hatte mich für den langen Weg entschieden und mehrere Boxenstopps auf dem Weg nach Máncora eingelegt, um die Küste zu entdecken. Es lohnt sich auf jeden Fall, der Norden Perus ist ein sehenswertes Reiseziel an dem man gut ein paar Tage mehr verbringen kann und noch lange nicht so überlaufen wie die typischen Touristenziele im Süden des Landes.
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