Heute wird’s ganz schön persönlich: Warum ich mich entschloss das Working Holiday Visum in Australien zu machen und wie ich auf der Reise durch dieses wunderschöne Land zu mir selber fand. Alles, was du zum Working Holiday in Australien und zur Vorbereitung wissen musst, liest du unter Australien Reisetipps und Backpacking Australien.
Australien macht es seinen Besuchern verdammt leicht, sich zu verlieben. Jedes Jahr lädt es zig Hunderttausende junge Menschen ein, während eines Work and Travels ein Jahr das Land zu erkunden. Ein Jahr, um dieses exotische und faszinierende Land in seiner ganzen Vielfältigkeit kennenzulernen! Woohoo!!
Bei mir lief das damals so ab: Meine Freundin Nicole ist direkt nach dem Abitur nach Australien gefahren und ein Jahr geblieben. Als sie zurückkam, schien sie ein neuer Mensch zu sein. Sie schwärmte von unendlichen Wüsten, tropischem Dschungel, Nacktbaden im Mondschein und vielen Abenteuern. Das wollte ich auch erleben, und doch schien mir damals Australien so weit weg und viel zu groß, als das ich kleine Landmaus jemals dorthin reisen könnte.
Es mussten noch ein paar Jahre vergehen, ich studierte und sammelte erste Fernreise-Erfahrungen in Mittel- und Südamerika bis es mich nach Sydney verschlug. Ich hatte gerade mein Studium beendet und war so frei, unabhängig und sorgenlos wie selten in meinem Leben zuvor – oder danach.
Bei meiner Ankunft am Kingsford Smith Flughafen empfing mich meine alte Schulfreundin Ricarda. Ricarda mochte ich seit unserem ersten Tag in der fünften Klasse als sie mit ihrer unglaublich positiven Art und schallendem Gelächter die ganze Klasse unterhielt. Sie befand sich schon ein halbes Jahr länger down under, und wie immer in meiner Jugend folgte ich ihrem mutigem Beispiel und wollte auch endlich alle diese tollen Dinge erleben, von denen ich sonst immer nur in ihren Emails gelesen hatte.
Ich flog also einmal um die halbe Welt, hatte mich während eines kurzen Stopovers in Dubai in einer romantischen Wüstennacht verliebt, kaum geschlafen und bin dann Nonstop weiter geflogen nach Sydney. Gejetlagged und total gerädert kam ich an und wurde von Ricarda sofort gezwungen an den berühmten Bondi Beach mit ihr zu fahren. Ich würde den Jetlag nur schnell loswerden, wenn ich mich der 10 Stunden Zeitverschiebung sofort ergebe, beschloss sie rigoros.
Mein erster Tag im neuen Leben
Ich döste also am Strand und nach kurzer Zeit fiel mir eine Menschenansammlung in meiner Nähe auf. Erschreckt und neugierig setzte ich mich auf und musterte das Geschehen. Beim genaueren Hinsehen fiel mir jedoch auf, dass die Lifeguards nur am Strand standen, aufs Meer hinaussahen und unter ihnen sich ein Mann befand, der mit seinen Khakihosen und –Hemd sofort herausstach:
Steve “Crickey” Irwin!
Der charismatische Krokodilflüsterer drehte mit seiner kleinen Tochter Bindi eine Doku in Bondi, und bis auf die zwanzig Schaulustige und den Kameramann, die um ihn herumstanden, gab es weder Bodyguards noch eine Filmcrew. Alles total low key und unprätentiös.
Wie die Australier eben so sind.
Und genau das ist der Grund, warum ich mich schnell und heftig in das Land verliebte. Australien macht es uns Reisenden verdammt einfach, sich sofort heimisch zu fühlen. Ganz abgesehen davon, dass das Land atemberaubend schön und so ganz anders als zuhause ist und gleichzeitig doch irgendwie vertraut, sind die Aussies mit ihrer down to earth, fair dinkum-Mentalität genau mein Menschenschlag. Sie verstehen es zu leben, sind positiv eingestellt und immer zu einem Small Talk aufgelegt. Sie necken sich ziemlich grob, wenn sie sich mögen und sehen derbe Sprüche als ein Zeichen von Zärtlichkeit an. Sorgen machen sie sich weniger, immerhin wissen sie, dass sie in „God’s country“ leben. Outdoor-Aktivitäten werden gepriesen und ich habe noch nie so viele sexy Surfer auf einem Haufen gesehen.
Liebe auf den ersten Blick
Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich bin ein Selfstarter und las mich weder groß in die australischen Reisetipps ein noch nahm ich eine Agentur in Anspruch. Ich ließ mich einfach voll und ganz auf den Aussie way of life ein und verfiel dem Land. Innerhalb von drei Tagen hatte ich einen Job in einer Zeitarbeitsfirma gefunden und fühlte mich als Sydneysider.
Ich lebte, liebte und fühlte mich während des Working Holidays so frei wie nie zuvor. Ich wohnte am weltberühmten Bondi Beach und badete jeden Tag im Meer oder spazierte am Strand. Ich liebte es, mit meinem Fahrrad nach der Arbeit in die Bondi Road einzubiegen und den Duft des Ozeans einzuatmen. Mit meinen neuen Freunden feierte ich BBQs und unternahm aufregende Roadtrips an der Küste.
Ich sparte genügend Geld, um einmal den Kontinent zu umrunden und einmal quer durch das Land von Darwin runter nach Adelaide zu fahren. Ich lernte viele neue Freunde aus der ganzen Welt kennen und lernte, dass die Welt ein toller Ort ist voll – mit Menschen, denen ich vertrauen kann. Ich beobachtete die heißen Jungs an den Stränden beim surfen und wollte es auch ausprobieren. Der Beginn einer wunderbaren Leidenschaft, die bis heute anhält!
Meine Highlights down under
Ich quetschte so viel Leben wie nur möglich in das Jahr Working Holiday, zum Beispiel:
✓ 1. Klettere ich im Spinnengang durch die Canyons des mystischen Karijini Nationalparks in Western Australia.
✓ 2. Ich schnorchelte mit riesigen Walhaien am Ningaloo Riff in Western Australia.
✓ 3. Ich sprang zum ersten und einzigen Mal Fallschirm am Mission Beach in Queensland.
✓ 4. Ich bestieg die mit 40 Metern gigantischen Karri-Bäume in Pemberton, Western Australia und machte mir fast mehr in die Hosen als beim Fallschirmspringen!
✓ 5. Ich machte am Great Barrier-Riff in Queensland meine erste Tauchsafari.
✓ 6. Ich segelte durch die wunderschönen Whitsunday Islands und picknickte am schönsten Strand der Welt.
✓ 7. Ich umrundete heiligsten Ort der Aboriginies – Uluru. Und schüttelte den Kopf über ein paar Touris, die den Berg erklommen, obwohl ein riesiges Schild daraf aufmerksam machte, dass der Berg so heilig ist, dass die Aboriginies das nicht gerne sehen.
✓ 8. Und schürfte Opale im wilden Outback in Cooper Pedy in South Australia.
✓ 9. Und dann waren da noch meine Jobs – manchmal ziemlich bizarr wie in einem Bollywood-Film auf einer Bar in einem vollen Club zu tanzen.
Tipps gegen Heimweh
Manchmal allerdings war das Heimweh größer als mir lieb war, und ich vermisste meine Lieben daheim schrecklich und wünschte mir, dass ich sie mal eben auf einen Kaffee besuchen könnte. Das tat zum Teil richtig weh, aber ich war fest entschlossen, diese Phasen auszuhalten.
Ich telefonierte zwar einmal die Woche mit meinen Eltern und Freunden, aber letzten Endes besuchte mich im ganzen Jahr Working Holiday nur meine Mutter. Für sie war es das erste Mal in Übersee, und ich bewunderte ihren Mut mit über 50 eine solange, weite Reise zum ersten Mal auf sich zu nehmen mindestens genauso wie sie mich für meine Entscheidung, in Australien leben zu wollen.
Wir fuhren in den Süden, entdeckten gemeinsam die Great Ocean Road, beobachteten Pinguine auf Phillip Island, fütterten Kängurus und waren von der Wildnis und Größe des Landes fasziniert.
Wir führten lange, intensive Gespräche und sprachen darüber, wie jung und lebendig ich mich in Australien fühlte. Und darüber, wie unterschiedlich Mutter und Tochter sein können. Meine Mutter hatte in meinem Alter bereits alles vor sich liegen wie in einem Buch mit absehbarem Ende: Sichere Karriere, Mann, zwei Kinder und ein Haus, und sie freute sich, dass ich die vielen Möglichkeiten, die sich mir boten, und die sie nie hatte, nutzte. Wir kommen aus dem Osten und hätte jemand meiner Mutter bei meiner Geburt erzählt, dass ihre Tochter mal in Australien leben würde, hätten sie die für verrückt erklärt. Im Jahr 1981 wäre selbst Moskau eine Weltreise entfernt gewesen.
Jahre später machte ich genau das, und es war das geilste Jahr meines Lebens!
Das habe ich beim Working Holiday in Australien gelernt
Mir gefiel mein Working Holiday so sehr, dass ich anschließend noch weitere drei Jahre in Australien blieb. Diese Zeit ist wahnsinnig schnell vergangen, und ich habe sehr viel über mich selbst und eine andere Lebensweisen gelernt. Denn darum geht es ja schließlich bei solchen Reisen – zu wachsen und Erfahrungen zu machen, um den für mich richtigen Lebensstil zu finden.
Zum Beispiel lernte ich, dass ich viel stärker und mutiger bin, als ich dachte: Dass ich in der Fremde sehr gut zurecht komme und dass die meisten Menschen auf dieser Welt im Herzen gut sind und gar nichts schlechtes wollen – anders als meine Oma mir immer einbläuen wollte.
Der Lebensstil in Australien ist lässiger, einfacher und derber. Es wird gearbeitet, um zu leben und nicht umgekehrt „No worries mate,“ ist eine Floskel, die ich seitdem tief verinnerlicht habe.
Mir tat dieses Lebensgefühl so unglaublich gut! Denn das Leben ist zu kurz, um es zu ernst zu nehmen!
Und das Wichtigste überhaupt, dass unsere vermeintliche Wahrheit, die wir aus dem Alltag in Deutschland kennen, nicht unbedingt in Stein gemeißelt ist. Es geht auch anders und kann jederzeit anders kommen. Wir müssen nur lernen, uns darauf einzustellen.
*Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von Tourism Australia. Vielen Dank dafür!
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